Reacher ist unterwegs nach Virginia. Er will die Stimme am Telefon, Susan Turner, die ihm beim letzten Fall weiter half, besuchen. Dabei landet er per Anhalter in einem Kaff in Nebraska. Ausser Maisfeldern scheint es hier nicht viel zu geben. Ausser einer Menge Ärger.
Reacher merkt schnell, dass etwas faul ist. Denn in der Motelbar trifft er einen Arzt, der gerade einen Notruf verweigern will. Er überredet ihn, trotz Trunkenheit, den Fall ernst zu nehmen und bringt ihn zur Patientin. Ein Opfer von häuslicher Gewalt. Reacher stellt den Täter und verprügelt ihn. Damit gerät der Stein ins Rollen. Die Bewohner wissen das, Reacher ist es egal. Doch als man ihn aus dem Motel schmeissen und von zwei Schlägertypen verprügeln lassen will, wird’s persönlich. Nicht gut, denn so etwas passt ihm überhaupt nicht.
Es stellt sich heraus, dass die Familie Duncan seit Jahrzehnten das Dorf unter Kontrolle hat und beherrscht, als wären sie die Königsfamilie. Weil sie das einzige Transportunternehmen sind und Knebelverträge ausgestellt haben, sind alle Bewohner auf sie angewiesen. Denn hat man Streit mit den Duncans, wird die Ernte nicht abgeholt. Es droht finanzielles Desaster und Konkurs. Wer nicht spurt, wird von den Schlägertypen der Duncans „erzogen“.
Doch als weitere Ganoven auftauchen, die niemand kennt, ist klar: Da muss es mehr geben. Und es gibt mehr. Was genau, erfährt man erst sehr spät im Buch und ich will da auch nicht zu sehr vorgreifen.
„Wespennest“ ist ein typischer Lee Child. Sehr spannend, lange sehr undurchsichtig und kaum eine Seite, bei der man nicht voll dabei ist. Grossartige Action und Spannung.
Allerdings: Es scheint es nicht besonders glaubwürdig, dass Kriminelle sozusagen eine Ausstellung der Beweisstücke ihrer kriminellen Taten erstellen. Nun ja, vielleicht doch, je nach Psyche der Täter. Aber ziemlich sicher würden sie eine solche nicht in einer Scheune erstellen, die ihnen nicht einmal gehört. Und dass die Polizei und das FBI bei der Suche nach einer vermissten Person nicht selber jedes freistehende Gebäude durchsuchen, mag seltsam klingen, ist hier aber für die Handlung nötig.
Lee Child schafft es durch seine Hauptfigur, Jack Reacher, dass man sich hin- und hergerissen fühlt. Ist es richtig, dass Reacher in einer sehr radikalen Art der Selbstjustiz sämtliche Täter eiskalt ermordert, statt die Polizei miteinzubeziehen? Eigentlich ist es falsch. Und gleichzeitig erwischt man sich beim Gedanken, warum Reacher die Arschlöcher einfach kurz und schmerzlos abknallt, statt… Ja, eben. Hin- und hergerissen.
Meine Wertung:
[affilinet_performance_ad size=728×90]