Hinweis: Der Roman “Strassenköter” ist der dritte Band in einer vierteiligen Serie verschiedener Autoren um die Mordkommission Leipzig. Es empfiehlt sich dringend, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Hier geht’s zum Band 1 “Rampensau” von Marcus Hünnebeck.
Nach je einem Roman aus Sicht von Maik Keller und Hubertus Knabe erzählt Stefan B. Meyer mit dem „Strassenköter“ jetzt eine Geschichte aus dem Blickwinkel von Frank Starke, dem Chef der Leipziger Mordkommission. Wobei man das auch gleich wieder relativieren muss, denn wie schon bei den beiden Vorgängern kommen auch hier andere Sichten nicht zu kurz.
Die Suche nach der entführten Cindy Busch geht weiter, wenngleich erfolglos. Der angebliche Täter sitzt ja seit bereits in Haft, weil ihm falsche Beweismittel untergeschoben wurden. Und ausgerechnet jetzt verschwindet mit Natlie Repina ein zweites Mädchen, das dem gleichen Opfermuster entspricht. Während einige von einem Nachahmungstäter reden, kommen anderen erste Zweifel auf. Doch der Leser kommt da eigentlich nicht viel mit. Die Entführung wird erzählt. Dann liest man immer wieder davon, dass die Suche noch läuft und leider konstant erfolglos bleibt. Darüber hinaus erfährt die Leserin diesbezüglich nichts Neues.
Den Hauptteil der Erzählung macht die Suche nach Marvin aus. Der hat mit seinem Kumpel Oman eine Tankstelle ausgeraubt und wird kurz darauf von einem rätselhaften Typen gestellt, der Omar kaltblütig erschiesst. Marvin gelingt die Flucht zu Bodo, einem gemeinsamen Bekannten. Doch auch der liegt ermordet in seiner Hütte. Marvin kombiniert richtig, dass er jetzt zum dringenden Tatverdächtigen wurde. Aber statt zur Polizei zu gehen und auszusagen, flieht er vor eben dieser und will den Mörder auf eigene Faust erwischen.
Zu Beginn war ich etwas verwirrt. Die Geschichte beginnt mit der Entführung von Natalie, die kurz und aufs Nötigste beschrieben wird. Dann wird polizeiintern der Link zur bereits entführten Cindy Busch hergestellt. So weit, so gut. Dann tauchen diese beiden Jugendlichen, Marvin und Omar, auf, rauben eine Tanke aus und begegnen dem Killer mit Cowboyhut. Marvin flüchtet zum pädophilen Bodo Barthke, der Kinder bei sich „leben“ lässt. Und dann war da noch die Frau an der Tanke und der Schulkamerad der entführten Natalie. Alles in allem dann schon etliche Personen, die innert kürzester Zeit eingeführt werden. Dann ist aber erst Mal weitgehend Schluss, der Autor bleibt im Wesentlichen bei diesen Figuren und einigen zusätzlichen schon länger bekannten Personen und das Namensgedächtnis der Leserschaft kriegt eine Verschnaufpause. Aber nach gut 20 % der Geschichte hat man noch keinen wirklichen Plan, wohin die Reise gehen soll.
Bald wieder aber klar: Es geht um die Suche nach Marvin bzw. dessen Flucht und Rache. Das ist eigentlich nicht sehr viel, aber der Roman von Stefan B. Meyer ist auch nicht sehr umfangreich. Waren seine Vorgänger von Hünnebeck und Gray schon eher kurz, ist der Meyersche Strassenköter nochmals ein Stück kürzer. Das ist schon sehr weit unten an meinem persönlichen Erwartungslimit was den Umfang eines Romans betrifft. Davon abgesehen ist die Geschichte aber durchaus unterhaltend. Es gibt zwar keine überragende Knüllerideen, die noch nie dagewesen scheinen, aber immerhin auch keine fantastischen Zufälle und technische Fehler, die nerven.
Die berühmten „Ich-kann-jetzt-nicht-aufhören-Momente“ hatte ich nicht. Langeweile aber beileibe auch nicht. Gerade weil man die Hauptpersonen schon kennt und auch von der Handlung her ein paar Erwartungen hat, liest man die Geschichte gerne und durchaus auch mit Spannung. Wie schon beim Vorgänger ist in meinen Augen schade, dass dem Cindy Busch-Fall zwar etwas mehr, aber immer noch nur extrem wenig Platz eingeräumt wurde. Da hätte ich mir definitiv deutlich mehr erwartet. Das ist aber kein Minuspunkt für den Autoren Stefan B. Meyer, sondern mehr eine konzeptionelle Schwachstelle, die man bei einem allfälligen nächsten Mal noch besser machen könnte.
Übrigens: Bislang gingen wir Leser davon aus, dass niemand mitbekommen hat, wie man dem Verdächtigen Böhme ein Beweismittel unterschob. Jetzt erfahren wir, dass dem nicht so war. Und das dürfte für einen aus der Mordkommission Leipzig bösen Ärger geben. Doch just zu dem Zeitpunkt, wo das Donnerwetter losgehen soll, platzt Nadja Mückenberg und kündet wichtige News an. Genau damit endet der recht kurze Roman „Strassenköter“ und liefert sozusagen den Steilpass für Kirsten Wendt, die den vierten und letzten Teil (Mitgift) dieser Mini-Serie am Montag rausbringt. Ist sie nicht die Lebenspartnerin von Marcus Hünnebeck? Dann erzählt sie vielleicht endlich, was Maik Keller für ein Tattoo hat, verdammt nochmal.
Meine Wertung:
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07./09.05.