Lukas Sommer hat sich für einige Wochen freigenommen, nachdem er zusammen mit Robert Drosten den Anschlag auf charismatischen Johannes Haupt uns ein Rudel nur teilweise erfolgreich verhindern konnte. In „Sommers Schuld“ erleben wir Leserinnen und Leser, was Sommer während dieser Urlaubszeit erlebt. Und das ist so einiges.
Es geschehen Morde, die bald vermuten lassen, dass es jemand auf Sommer und dessen Familie abgesehen hat. Während für den Leser klar ist (naja, so klar das einem bei Hünnebeck sein kann), dass dahinter ein rachesüchtiger Täter steckt, ist für die Polizei aus nachvollziehbaren Gründen auch Lukas Sommer ein Tatverdächtiger.
Sommer sieht sich bald mehreren Herausforderungen gegenüber. Er muss den Fall lösen, weil scheinbar niemand seine Vermutungen ernst nimmt. Gleichzeitig flüchtet er vor der Polizei, die ihn am liebsten in U-Haft nehmen würde. Ausserdem muss er sich etwas einfallen lassen, um seine Familie zu schützen. Denn die wächst ihm gerade wieder so richtig ans Herz.
Die Spannung steigt kontinuierlich und die Geschichte wird immer dramatischer. Das kennt man von Marcus Hünnebeck. Und wer seinen knackigen Schreibstil ohne viel Drumherum mag, der kommt auch in „Sommers Schuld“ auf seine Kosten. Darüber, dass einzelne Szenen wenig glaubwürdig wirken, kann man gut hinwegsehen. So kann ich mir schwerlich vorstellen, dass ein Mann, der gerade gesehen hat, wie seine Frau vermutlich erschossen wurde, als erstes an die Verfolgung des mutmasslichen Täters denkt und nicht mal überprüft, ob wirklich seine Frau das Opfer war und ob sie noch lebt.
Aber auch die Reaktion des Täters, der gerade gemerkt hat, dass er die falsche Person umbrachte, ist platt:
Wie hatte ihm das passieren können? Er hatte die falsche Frau erschossen. So dumm.
So dumm? Mehr nicht? Da hätte ich – gerade bei diesem Täter – eine Fluchtirade erwartet und unverhältnissmässiges Aufregen verbunden mit Verwünschungen an die Adresse von Sommer, etc.
Aber was ist das Schöne an Hünnebeck-Romanen? Nach wenigen Minuten sind solche leicht störenden Details (die vermutlich noch nicht mal allen aufallen) wieder vergessen. Denn die Geschichte gönnt dem Leser kaum eine Pause, es geht in hohem Tempo weiter. Und die Dramatik steigert sich bis zur Geiselnahme der Sommer-Familie. Und sogar noch etwas darüber hinaus.
Ich möchte aber gar nicht mehr viel mehr schreiben, um keinem zukünftigen Leser die Spannung zu nehmen. Ich habe ja schon einige Hünnebeck-Romane hier ‚vorgestellt‘ und die positiven Worte, die ich dafür verwendete, lassen sich auch auf „Sommers Schuld“ anwenden. Da kann man eigentlich nicht viel falsch machen, wenn man Krimis mag.
Aber was ich nicht genug betonen kann: Haltet euch beim Lesen der Hünnebeck-Romane unbedingt an die chronologische Reihenfolge. Der Autor erwähnt auf Amazon zwar (aus mir unverständlichen Gründen), dass alle Bücher unabhängig voneinander gelesen werden können. Und klar, natürlich kann man das. Aber man sollte nicht. Denn das hätte einen wesentlichen Nachteil: Man verschenkt einen nicht zu verachtenden Teil der Spannung. Auf der anderen Seite hat man keinen Vorteil, wenn man sich nicht an die Chronologie hält.
Meine Wertung:
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20./25.04.