Peter Beck ist ein Schweizer Autor, von dem ich bislang nichts hörte. Damit ist er in bester Gesellschaft, denn ich meine generell, dass man zu wenig hört von Schweizer Schriftstellern. Bei meinem letzten Einkauf habe ich aber ein knappes Dutzend Bücher von CH-Autoren in den Warenkorb gepackt, und da war Beck eben auch dabei.
Sein Schreibstil, der manchmal fast telegrammähnlich daherkommt, ist gewöhnungsbedürftig. Für mich jedenfalls. Kurze Sätze mag ich. Wenn zwischen großen geographischen Hüpfern aber nur ein Satz liegt, finde ich das dann doch zu knapp.
Weniger sei mehr, sagt man. Bei Beck ist das manchmal des Guten zu viel. Immerhin muss man sich nicht durch absatzweise Umschreibungen quälen. Es geht zügig voran. Erstaunlich, dass Beck in diesem Stil trotzdem über 400 Seiten füllen konnte.
Mit wenigen Ausnahmen – die gerne etwas ausführlicher sein dürften – wird die Geschichte aus Sicht von Winter erzählt, so dass kaum zeitliche Sprünge gemacht werden.
Der knapp angebundene Schreibstil des Autors findet man auch in der Hauptfigur, Tom Winter, wieder. Eher wortkarg und mit vielen spontanen Gedanken ermittelt der zielstrebig.
Dabei ist er gar kein Ermittler, sondern Sicherheitsverantwortlicher einer Berner Privatbank. Das ist insofern erfreulich, als man mal „was anderes“ sieht als die ewigen Kriminalkommissare, Privatdetektive und Superhelden. Winter ist menschlich, hat Emotionen und … ist trotzdem cool.
Dass ein Sicherheitsmann einer Privatbank Ermittlungen durchführt, ist allerdings eher weniger wahrscheinlich. Dass ihm die Flughafenpolizei vertrauliche Infos weiter gibt und sogar die NSA breitwillig hilft, noch weniger. Aber wie war das nochmal, hat nicht jeder Roman ein paar Mängel, über die man hinwegsehen muss? Hinwegsehen darf, denn ein Roman ist (in der Regel) Fiktion. Und da steht die Unterhaltung an oberster Stelle.
Eben diese Unterhaltung hat man mit Tom Winter vom ersten Augenblick an, als ein Helikopter mit einem reichen arabischen Kunden der Bank und einer Mitarbeiterin von Winter abstürzt. Überlebende gibt es nicht. Und der Protagonist vermutet (etwas gar schnell), dass hinter dem vermeintlichen Unfall ein Anschlag steckt.
Im weiteren Verlauf folgt Winter der Spur des Geldes, wie er immer wieder erklärt. Was aber irgendwie nicht recht einleuchten will, höchstens im übertragenen Sinn. Dabei erfährt er Hilfe von alten Bekannten (er war früher Polizist) und neuen Bekannten. Seine Ermittlung, die er völlig unabhängig von der Polizei und scheinbar auch ohne ausdrücklichen Auftrag seines Arbeitgebers durchführt, bringt ihn nach Norwegen, Ägypten und in die USA. Offenbar haben Sicherheitsverantwortliche von Privatbanken weitreichende Budget- und Aufgabenkompetenzen.
Jedenfalls findet Winter nach und nach die Mosaiksteinchen, die zum Bild gehören. Und was sich da am Ende ergibt, kann kein Leser von Beginn an erahnen. Beinahe in James Bond-Manier (auf die der Autor auch noch kurz verweist) kämpft Tom Winter im Showdown gegen den Plan der Verbrecher und vereitelt deren Plan in letzter Sekunde. Na ja, es waren zwölf Sekunden übrig.
Man darf anerkennend festhalten, dass der Plot von Peter Beck funktioniert und stimmig erscheint. Wenngleich die vielen Informationen, die Winter (und damit auch der Leser) mitbekommt, mitunter schwierig nachzuvollziehen sind. Wirklich gestört hat mich, dass scheinbar jeder Winter breitwillig Auskunft gibt, selbst wenn es sich um vertrauliche Informationen handelt. Und dass bei einer Konferenz einer Bank geheime Daten in einem Seminarraum des Hotels frei rumliegen, ist dann doch etwas gar optimistisch. Gleiches gilt für die Polizei, bei der man den Eindruck erhält, sie sei geradezu froh, dass sich mit Winter eine Privatperson um einen ihrer Fälle kümmert. Und erst recht für die Szene, bei der die NSA mit Winter Kontakt aufnimmt.
Unter dem Strich bleibt aber zu sagen: Söldner des Geldes ist ein überraschend unterhaltsamer Krimi mit etlichen Spannungsbögen und einem Finale, das Kino-Qualität hat.
Ein kleiner, aber feiner Satz findet sich am Schluss des Romans. Winter sitzt mit einem neuen Freund zusammen und antwortet auf dessen Frage, ob er schon Pläne habe für die Zukunft: „Nein. Aber der nächste Winter kommt bestimmt.“
Und der nächste Winter kommt tatsächlich nicht nur in Form der Jahreszeit. Korrosion ist der Titel des zweiten Tom Winter-Abenteuers und anfangs 2017 erschienen.
Meine Wertung:
Besucherwertung:[Total: 1 Average: 5]
[the_ad id=“915″]