Hinweis: Bei diesem Roman handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe um Robert Drosten. Eigentlich – wenn man die Kurzgeschichte vor dem ersten Teil berücksichtigt – handelt es sich sogar um den dritten Teil. Es empfiehlt sich dringend, diese Geschichten in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Hält man sich nicht an die Reihenfolge, geht ein grosser Teil des Lesespasses verloren. Hier geht’s zum ersten Teil (Kurzgeschichte).
Robert Drosten und die von ihm geleitete Soko sind immer noch auf den Spuren dieses Darknet-Forums, in dem sich Serientäter zu tummeln scheinen. Die Geschichte geht also weiter. Aber nicht ganz so, wie das Fortsetzungen üblicherweise tun. Der Autor hat sich da für eine besondere Art und Weise entschieden. Und die hat zumindest bei mir einiges an Verwirrung gestiftet.
Dass es sich bei diesem Buch um die Fortsetzung von „Die Namen des Todes“ handelt, ist bekannt. Auch wenn einmal mehr auf dem Cover nicht darauf hingewiesen wird. Doch es geht nicht da weiter, wo das erste Buch endete. Es liegen auch nicht ein paar Tage oder Wochen zwischen dem ersten und zweiten Buch, im Gegenteil: Für diesen Roman wurde die Zeit nochmals zurück gespult. So liest man auf einmal wieder von Vorkommnissen, die man aus dem letzten Buch schon kannte.
Erst dachte ich, dass der Autor da gepfuscht hat und Dinge doppelt geschehen. Bis ich eben merkte, dass hier gerade etwas geschildert wird, das gleichzeitig mit etwas geschah, das eben schon im letzten Buch war. Nur dass man’s jetzt aus einer anderen Perspektive, nämlich der von Katharina Rosenberg, liest. So lässt Drosten z.B. einen Termin mit Rosenberg platzen, weil gerade der Anwalt von Sille (aus dem ersten Buch) ermordet wurde.
Die Idee einer überschneidenden Fortsetzung finde ich absolut cool. Nur bin ich mir nicht sicher, ob das hier jetzt wirklich gelungen umgesetzt wurde. Ich war nämlich über mehrere Seiten verwirrt, bis ich den Trick durchschaute. Vielleicht liegt das an mir, weil ich zu sehr in den bekannten Mustern festgefahren bin oder einfach eine lange Leitung habe. Jedenfalls konnte ich mich nicht erinnern, im ersten Buch auch entsprechende Hinweise gelesen zu haben. Es ist mir also nicht klar, ob der Autor diese Überschneidung von Anfang an im Kopf hatte oder ob sie ihm erst beim Schreiben des zweiten Buches kam.
Apropos Überschneidung: Das Hünnebeck-Universum wird komplexer, als ich zu Beginn dachte. Ich hatte nach der Veröffentlichen von „Todestherapie“ bemerkt, dass der Autor eine Drosten-Reihe und eine Sommer-Reihe hat. Aber im vorliegenden Roman „Schuld vergibt man nie“ kommt eine weitere Figur, die bereits ihre Reihe hat, zum Einsatz: Die besagte Katharina Rosenberg. Und es gibt Andeutungen, dass ein schöner Teil der Spannung weg ist, wenn man deren Romane erst im Nachhinein liest. Schade.
Und sonst so? Die Geschichte um das Darknet-Forum geht also weiter, es bleiben noch einige Täter zu enttarnen und zu verhaften. Und da führen die Spuren eben unter anderem nach Köln, wo Rosenberg mit ihren Partnern bald Besuch bekommt von Drosten. Der soll ihnen in einem Mordfall helfen, dessen Urheber ebenfalls in besagtem Forum vermutet wird.
Bald werden Spuren und Hinweise entdeckt, die den Kreis der Verdächtigen eingrenzen. Aber bevor der Mörder endgültig identifiziert und verhaftet werden kann, gelingt ihm dank ebenso anonymer wie geheimnisvoller Hilfe die Flucht. Alles deutet darauf hin, dass der Täter nach Leipzig flüchtet, wo zwei Beamte aus Drostens Team in einem anderen Forum-Fall ermitteln. Doch es ist nicht so, dass er Flüchtige den beiden Polizisten einfach in die Arme rennt. Im Gegenteil…
Die Spannung ist stets auf einem angenehmen Level. Nicht haasträubend intensiv, dass man alles um einen vergisst. Aber eben doch omnipräsent, ohne kaum je Hänger. Das hängt zu einem guten Teil auch wieder daran, dass Hünnebeck seinem Erfolgskonzept treu bleibt und sich auf das Wesentliche beschränkt, das er aus verschiedenen Perspektiven miterleben lässt. Manchmal dauert’s nur wenige Sätze, ehe man wieder bei jemand anderen ist. Das hält die Abwechslung und das Tempo hoch.
Übrigens: Wenn man sich dann mal so richtig daran gewöhnt hat, dass die Suche nach den Darknet-Tätern zentrales Element mehrerer Bücher ist, bringt Marcus Hünnebeck gleich noch eine Komponente ins Spiel. Der geheimnisvolle anonyme „Wohltäter“, der einigen Protagonisten gar nicht so unbekannt ist, wie man schon länger vermutet. Aber wenngleich man in diesem Roman endlich erfährt, wer der Polizei den Zugang zum Darknet ermöglichte, tauchen damit viele neue Fragezeichen auf. Warum? Und warum tut die Person das, was sie in dieser Geschichte eben auch noch tut? Welche Ziele verfolgt sie.
Fast unmöglich, hier aus der Robert Drosten-Reihe auszusteigen. Der Autor hält die Leser geschickt bei der Stange und „zwingt“ sie auf positive Weise, auch den nächsten Band zu kaufen. Aber den hab‘ ich eh schon längst auf dem Reader.
Meine Wertung:
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04./08.04.