Operation Red Sparrow von Jason Matthews ist beste Spionage-Unterhaltung à la Kalter Krieg. Allerdings: Ich muss gestehen, dass ich erst durch die Kino-Trailer auf diesen Roman aufmerksam wurde. Der Film startet in deutschsprachigen Kinos am 1. März 2018. Aber das Buch, das als Vorlage dient, ist schon 2013 veröffentlicht worden. Immerhin habe ich es jetzt noch vor dem Film lesen können. Denn wenn ich die Wahl habe, dann lese ich lieber erst das Buch und sehe mir den Film (wenn überhaupt) danach an.
Die Geschichte im Unternehmen Roter Spatz (so würde wohl die Übersetzung des Titels lauten, wäre er denn übersetzt worden) geht es hauptsächlich um die Russin Dominika Egorowa, die ursprünglich mehr zufällig Agentin des russischen Geheimdienstes wird. Über viele dutzend Seiten liest man verschiedene ihrer Geheimdienst-Episoden, meistens geprägt von Brutalität, Unmenschlichkeit, Misstrauen und falschem Patriotismus. Wie gesagt, lange Geschichte, die durchaus spannend erzählt wird.
Irgendwann erfahren die Russen, dass sich ein Verräter in einem ihrer Geheimdienste befindet, der wichtige Informationen an die Amerikaner liefert. Man weiss in Russland, dass der CIA-Führungsoffizier Nathanael Nash heisst und gerade von Moskau nach Helsinki versetzt wurde. Dominika erhält nun den Auftrag, sich an diesen Nathanael „Nate“ Nash heranzumachen und – wie auch immer – herauszufinden, wer der Maulwurf ist.
Durch verschiedene Umstände verliert Dominika jedoch häppchenweise den Glauben an das russische System und beschliesst schliesslich, mit den Amerikanern zusammen zu arbeiten und ihnen geheime Informationen zukommen zu lassen. So wird Nash wider Willen auch Führungsoffizier von Dominika, beide verlieben sich aber auch ineinander. Ja ja, wie im Film. Doch wer jetzt eine märchenhafte Agentenromanze erwartet, der irrt. Dominika wird auch am Ende des Buches nicht glücklich mit Nash in Amerika wohnen und Kinder gross ziehen. Im Gegenteil.
Der Maulwurf, den die CIA an der Angel hat, bringt in Erfahrung, dass die Russen einen Top-Spion in den USA haben. Die Russen wissen, dass sie einen Maulwurf haben. Die Amis suchen den Spion, die Russen den Maulwurf. Allein dieser Katz-und-Maus-Wettlauf füllt locker ein Buch. Doch Jason Matthews packt noch viel, viel mehr links und rechts der Geschichte rein. Eine Geschichte, die stark an die älteren Tom Clancy-Romane erinnert. Auch erinnert alles an den Kalten Krieg, was auch nicht wundert, weil damals ja der Autor bei der CIA war. Doch die Geschichte spielt in der jüngsten Vergangenheit, denn Putin wird als russischer Machthaber genannt.
Die Marketing-Abteilung des Verlags erwähnt gerne, dass der Autor CIA-Insider-Wissen hat und der Roman deshalb besonders brisant wäre. Das glaube ich nicht so recht. Matthews hat zwar jahrzehntelang bei der CIA gearbeitet, aber dass er in irgendeiner Form tatsächliche Begebenheiten veröffentlichen durfte, bezweifle ich. Auch geschieht in dieser Geschichte jetzt nicht unbedingt viel, das nicht schon von anderen Autoren beschrieben wurde. Erfreulich (für mich zumindest) ist allerdings, dass alles ziemlich realistisch erscheint, keine Super-Duper-Maschinen oder Geheimwaffen à la James Bond.
Das Buch endet damit, dass Dominika in einem Gefangenenaustausch wieder nach Moskau kommt. Der Leser wird dabei im Unklaren gelassen, ob man sie da mit Peitsche und Folterwerkzeugen erwartet oder sie als Heldin feiern wird. Das Schlusswort mit Danksagung kommt da ziemlich reingeschissen. Viel lieber hätte man, dass die 520 Seiten noch zwanzig, fünfzig mehr hätten. Doch die Bände zwei und drei der Trilogie sind ja bereits auf Englisch erschienen. Aufgrund des bisherigen Erfolgs und des bald startenden Kinofilms schätze ich mal, dass man sich für die Übersetzung von „Palace of Treason“ und „The Kremlin’s Candidate“ nicht allzu viel Zeit lassen wird.
In der Zwischenzeit können die Hobby-Köche unter den Lesern ja schon mal anfangen, die Menüs zu kochen, die nach jedem Kapitel genannt werden.
Meine Wertung:
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11./18.02.