Na, das war jetzt eine Überraschung. Ich hab‘ mir den Roman gekauft, als er im Rahmen einer Aktion kostenlos zur Verfügung stand. Ich muss schon sagen, dieses Kindle-/Amazon-Ökosystem hat durchaus seinen Reiz. Dank diesen vielen kostenlosen oder sehr günstigen (0.99 Cents) Romanen wird man tatsächlich animiert, auch mal Autoren zu lesen, die man sonst wohl eher nicht beachten würde. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Blog-Beitrag.
Der vorliegende Roman hätte in einer Buchhandlung wohl allein wegen dem Cover keine grosse Beachtung verdient. Wer nämlich nicht grad an einer Studie über die hässlichsten Buch-Covers arbeitet, dessen Interesse dürfte durch „Muhland“ kaum geweckt werden. Aber der Begriff „Heimat-Krimi“, die wenigen, aber positiven Bewertungen und der Preis von „zero“ Euro haben mich dennoch dazu bewegt, das Buch zu kaufen. Wenn’s schlecht ist, gibt’s immerhin Stoff für einen Blogeintrag.
Und? Wie war’s jetzt?
Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht so recht. Wer einfach mal anfängt zu lesen, der kriegt bald mal erste Schwierigkeiten. Fast Seite für Seite werden neue Personen eingeführt. Und das ist jetzt – wenn überhaupt – nur geringfügig übertrieben. Ich habe gerade einen Blick auf meine Notizliste geworfen: 30 Namen sind da drauf. Und das sind noch nicht ganz alle. Für ein Buch mit knapp 150 Seiten (umgerechnet) schon eine beachtliche Zahl. Logisch: Da erfährt man keine tiefgehenden Dinge über die Personen, der Autor beschränkt sich auf das Wesentlichste.
Der Leser bekommt einen Einblick in das Dorfleben von Spannthal, einem Kaff mit viertausend Einwohner, wo jeder noch jeden kennt. Da Spannthal in einer ländlichen Idylle liegt, dürfte mit Muhland eben dieses Dorf gemeint sein. Einen anderen Zusammenhang mit dem Buchtitel sehe ich nicht. Das Buch hätte auch Tödliche Idylle, Ländliches Lotterleben oder Wildes Landleben heissen können. Es ist egal. Völlig egal.
Beim Lesen erfährt man so manche Episode aus diesem Dorf. Zum Beispiel wie Magunus Schmidtberger seine Frau betrügt. Wie die 19jährige Flora dem Mafioso an die Wäsche geht. Wie zwei äusserst unbeliebte Dorfbewohner böse Gerüchte streuen und letztlich aber helfen, ein Leben zu retten (ohne es zu wissen zwar, aber immerhin). Man erfährt auch vom Schicksal eines ehemaligen Forstarbeiters, der bereit ist, absichtlich tödlich zu verunfallen, damit seine Frau das Geld der Lebensversicherung erhält und die überfällige Operation bezahlen kann. Dazu noch etliche kleine Stories, bei denen man vergebens rätselt, wie das am Ende etwas mit dem „grossen Ganzen“ zu tun haben könnte. Hat es nämlich nicht.
Zwar beginnt das Buch im Stile eines Krimis: Da gibt’s einen Typen namens Sawatzki, der für den Kriminellen Rocco Panzer Drogen schmuggelt, jetzt aber damit aufhören will. Zu einem letzten Auftrag wird er noch überredet, dann will er sich zurück ziehen. Paner will eben diesen letzten Auftrag aber dazu nutzen, um Sawatzki loszuwerden. Er schickt einen Killer nach Spannthal, wo Sawatzki das Lager der Klasse seiner Tochter begleitet.
Falsch liegt, wer meint, der grösste Teil des Buches drehe sich um diese Geschichte. Im Gegenteil, es ist gefühlsmässig ein sehr kleiner Teil und eigentlich fast nur der Aufhänger, um überhaupt über die Vorkommnisse in Spannthal zu berichten. Das ist natürlich nicht verboten und hat durchaus seinen Reiz – mit einem klassischen Krimi hat’s aber wenig (bis fast nichts) zu tun.
Zu Beginn habe ich mich über die vielen Namen geärgert, die scheinbar eine Rolle spielen. Weil ich meine Vorstellung von einem Krimi hatte, legte ich mir selbst Steine in den Leseweg. Dieses Buch ist kein Krimi. Dieses Buch ist viel mehr eine Art niedergeschriebenes Dorf-Theater aus der Komödien-Ecke mit einer Prise Krimi dabei. Dazu tragen auch die vielen eher ungewohnten Namen bei, die der Autor den Protagonisten gegeben hat. Wendelin Prendergast ist ein Polizist, Edelburga keine alte Tante, sondern eine heisse Nummer aus München, Melitta Sägebrecht die Hauswirtin des Pfarrers, der wiederum Orthold Lura heisst. Das nur mal so als kleine Auswahl aus dem Fundus „Kreative Namensschöpfungen“.
Wenn man das alles berücksichtigt, ist Muhland durchaus gelungen. So gelungen, dass ich mir gar vorstellen könnte, die Fortsetzung auch zu lesen.
Meine Wertung:
Besucherwertung:[Total: 1 Average: 2]
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12./14.01.