Lauter Leichen (Zara Philips)

LauterLeichen_ZarahPhilipsWas ist „Lauter Leichen“? Ich würde mal vorsichtig sagen eine Kriminal-Komödie mit schwarzem Humor. Tiefschwarzem Humor. Und vielen Leichen. Und vielen Wechseln. Gerade wird ein Mädchen brutal verprügelt und wenige Sekunden später dieses Vorkommnis wieder von einer komischen Szene abgelöst zu werden. Eine Berg- und Talfahrt zwischen morbiden Akten und deren Folgen bis zu heiter-witzigen Komik-Szenen des Alltags. Dieses Buch lässt sich in kein Genre pressen.

Die Autorin hüpft in ihrer Erzählung nicht nur fröhlich von der ersten zur dritten Person, sondern auch von der Gegenwart im Jahre 2015 in die Vergangenheit und wieder zurück. Im Kern geht’s zwar letztlich immer wieder um die Hauptdarstellerin Elenor Gint und den Ermittler Hiob Watkowski, doch dazwischen tauchen aus heiterem Himmel etliche Figuren auf. Manche davon verschwinden dann wieder aus der Geschichte, die meisten bleiben länger Bestandteil derselben. Einige dieser Figuren sind lebend, die gefühlte Mehrheit aber spielt nur noch eine Rolle als Leiche. Dass man dabei zwischendurch Gefahr läuft, den Faden der Schreiberin zu verlieren, ist überhaupt nicht tragisch. Jedenfalls nicht annähernd so tragisch wie das Ende der vielen Leichen, deren Anzahl man irgendwann (ziemlich früh) unweigerlich zu zählen aufhört.

Ich wage zu behaupten, dass die Geschichte vor allem wegen ihrer Witzigkeit und den unzähligen verwirrenden Wendungen lesenswert ist. Die Autorin schafft es gut, den Leser auch dann bei Laune zu halten, wenn er (wie ich) zwischendurch den Durchblick völlig verloren hat wegen den vielen Namen und der Frage, wer mit wem was hat oder ist. Es gibt ja öfters Bücher, bei denen am Ende alles anders ist als man anfangs oder im Verlauf der Geschichte zu begreifen meint. Aber derart anders als in Lauter Leichen habe ich das noch nie erlebt. Und dann ändert sich das nicht einmal, sondern häufig gleich mehrmals. Hervorragend.

Jeder Versuch, die Geschichte einigermassen sinnvoll zusammenzufassen, muss unweigerlich an der Komplexität scheitern. Es beginnt damit, dass Elenor Gint einen Mafiosi umbrachte und gerade versucht, ihren Ex-Freund, der bei dem Zwischenfall angeschossen wurde, mit Herzmassage wieder zu beleben. Das bleibt erfolglos. Und auch sonst geht und ging so einiges schief. Sie wird bald des Mordes verdächtigt. Aber nicht nur sie, denn die Polizei findet weitere Leichen, die nicht ins Bild passen. Jedenfalls nicht in das Bild, das Elli Gint zu zeichnen versucht. Aber während sie viel mehr weiss, als sie der Polizei sagt, weiss sie doch nicht alles. Auch ihre Mutter scheint ihre Geheimnisse zu haben. Und ihre Oma. Und überhaupt so ziemlich jede Figur, die ab da noch in der Geschichte auftaucht.

Wenn man weiss, dass man keinen Krimi kauft und auch keine Komödie, sondern von beidem ein bisschen was, dann kriegt man definitiv was fürs Geld, deshalb drei Sterne. Vielleicht dürften’s sogar mehr sein, aber die herrschende Verwirrung gibt für meinen Geschmack Abzug. Wer hingegen einen Krimi erwartet, der wird enttäuscht sein wegen dem Blödel-Zusatz. Und erwartungsvolle Komödienleser dürften ob des ordentlich mit Gewalt angereicherten Inhalts verwirrt sein. Ich hatte mich eigentlich so langsam mit dem Stil abgefunden und konnte der Geschichte durchaus was abringen, aber dann kam das Lama namens Frühstück und jede Form von Glaubwürdigkeit war wieder dahin.

Einen Tick weniger Blödelei und mir hätte der Roman supergut gefallen.

Meine Wertung: 3.5 out of 5 stars

 

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21./25.01.

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