Försterin Rea findet eine Leiche im Wald. An den Füssen kopfüber aufgehängt und wie ein Wildtier ausgenommen. Das ist schon mal eine krasse Idee als Romanaufhänger. Tatsächlich habe ich mir kurz überlegt, ob ich mir so starke Kost antun will. Aber ich habe mir vorgenommen, mehr Schweizer Autoren zu lesen und die Frau Altermatt wird ja stark gefördert, wie ein Blick auf ihre Seite vermuten lässt. Die Leiche entpuppt sich als die von Herrn Gemeindepräsident. Für dessen Nachfolge ist offenbar schon einer im Rennen. Zufall? Der mutmassliche Mörder ist auch schnell gefunden. Der Schuss, den der Gemeindepräsident glücklicherweise vor der Schlachtung abbekam, stammt von Marios Gewehr. Doch der streitet alles ab. Und eigentlich glaubt auch sonst niemand, dass er’s war.
Später gibt’s einen weiteren Mord nach dem gleichen Muster, nur trifft’s diesmal einen Aussenstehenden. Das macht eigentlich keinen Sinn und wird im Verlauf der Geschichte auch nicht wirklich erklärt. Es bleibt offen, wer den Typen auf die gleiche Weise umbrachte, wie den Gemeindepräsidenten. Einen etwas weniger spektakulären Mord gibt’s kurz darauf noch.
Dann gibt’s da den Anwalt Bott, der neuer Gemeindepräsident werden und eine Wasserabfüllanlage bauen will. Und es gibt noch einen alten Freund bzw. Ex-Partner von Rea, von dem in Rückblenden immer wieder Episoden erzählt werden. Anfangs etwas verwirrend, dass gerade diese Rückblenden im Präsens stehen, während der restliche Roman in der Vergangenheitsform erzählt wird.
Leider ist der Roman ein enttäuschendes Erlebnis. Die krasse Idee, die ich oben erwähne, ist so ziemlich die einzige Idee überhaupt, die mich zu überzeugen vermag an der Geschichte. Und selbst die wird nicht so verarbeitet, dass sie in irgendeiner Form im Kopf des Lesers bleibt. Leiche gefunden, ah, der Herr Gemeindepräsident. Wer war der Mörder? Ach, genau, Mario. Weiter geht’s. Die an sich vielversprechende Grundidee und auch die eigentlich interessant genug wirkenden Hauptpersonen werden platt umgesetzt. Da kommt selten Spannung auf, von Dramatik fehlt fast jede Spur. Man bekommt keine Möglichkeit zum Mitfiebern. Jedenfalls ging es mir so.
Auch die Dialoge haben mich überhaupt nicht überzeugt, das wirkt alles so gekünstelt und manchmal sogar haarsträubend. Da wird Rea gerade höchsten Grades bedroht, statt aber vor Angst zitternd zu versuchen, einen klaren Verstand zu bewahren, reagiert sie einfach völlig cool, geht weg und beruhigt ihr Kind. Oder sie hat gerade realisiert, wer sie aufs Gröbste bedrohte. Doch sie reagiert darauf, als wäre sie keine Frau von dieser Welt. Keine Panik, keine Gewalt, und vor allem nicht mal Polizei. Schlicht unglaubwürdig. Selbst als sie ihr Kind mitten im Wald verliert, kommt keine Dramatik hoch, weil die Autorin das einfach nicht zulässt. Schade. Da wäre viel, viel mehr möglich gewesen.
Meine Wertung:
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