Die grosse Wende (Larry Lash)

Heute gibt’s einen Western. Western? Ja. Western in Romanform habe ich eigentlich immer mit diesen Romanheften, die man für wenig Geld am Kiosk kriegt, in Verbindung gebracht. Und genau in diese Kategorie gehört „Die grosse Wende“ meines Erachtens. Hinter dem Autoren-Pseudonym Larry Lash steckt der deutsche Schriftsteller und Kunstmaler (eigentlich in umgekehrter Reihenfolge) Bernhard Bömke († 2002). Und der hat zwischen 1950 und 1976 um die 300 (!) Westernromane geschrieben. Das bedeutet, dass Herr Bömke – wenn man ihm auch mal ein paar Wochen Urlaub zusprach – in Etwa jeden Monat einen Roman ablieferte.

Nun, unter diesen Umständen würde es Herr Bömke, wenn er noch lebte, wohl nicht übel nehmen, wenn man seinem Roman gewisse Qualitäten abspricht. Wenn Autoren wie King oder Baldacci einen Roman pro Jahr liefern, Ken Follett sogar zwei Jahre veranschlagt, dann kann ein Monatsrhythmus einfach nicht gleiches Niveau haben. Muss es aber (vielleicht) auch gar nicht. Wer Unterhaltung will, dem ist es lieber, er hat immer was zu lesen, als jeweils wieder ein Jahr warten zu müssen.

Nun, um was geht’s in der grossen Wende? Ed Sullivan (die Hauptfigur) ist gerade unterwegs, nachdem er seinen letzten Job geschmissen hat. Unterwegs ins Irgendwo. Da wird er von einem einzelnen Weissen (Dan Newman) ohne Pferd überrascht, der ihm seinen Gaul abnimmt und ihm was von einem überfallen Treck erzählt, dessen Begleiter die Sioux-Indianer abgeschlachtet hätten. Und eben diese Sioux wären noch hinter ihm her, da brauche er halt ein Pferd.

Ed Sullivan bleiben immerhin seine Waffen, aber er muss sich jetzt was einfallen lassen. Das tut er auch. Durch List und (vom Autoren zugesprochenes) Glück gelingt es ihm, den Indianern ein Pferd abzuluchsen und damit zu flüchten. Nicht viel später wird er erneut von einem Weissen (Brad Panet, zweite Hauptfigur) überrascht. Panet entkam eben diesem überfallenen Treck, hat aber seine Frau an die Indianer verloren (sie wurde entführt). Sullivan und Panet schliessen sich zusammen, um dessen Frau und ein weiteres Mädchen zu befreien.

Das gelingt ihnen nicht, stattdessen können sie nur knapp den Indianern entfliehen. Sie treffen auf der Flucht einen alten Goldgräber, der ihnen davon erzählt, dass Newman ihn ausgeraubt hat und später noch zwei Weisse mit zwei Frauen durchkamen. Es stellt sich heraus, dass die beiden Weissen scheinbar ebenfalls den Treck-Überfall überlebt haben und Panets Frau und das andere Mädchen befreiten. Sullivan und Panet reiten dann Richtung zu Hause. Bei einem Abstecher wird Sullivan jedoch von der Newman-Bande gefangengenommen, die die Gegend tyrannisiert und im grossen Stil Handel mit gestohlenen Rindern betreibt.

Später gelingt Sullivan die Flucht, er vereint sich mit Panet und überzeugt mit ihm gemeinsam das ganze Dorf, sich der Tyrannei zu erwehren und die Newman-Band endgültig zu besiegen. Grosser Showdown, der eigentlich viel zu kurz ist im Vergleich zur restlichen Geschichte. Man ahnt, dass es dem Ende zugeht, und dann ist es auch schon völlig überraschend da. Peng. Schluss. Aus.

Es braucht sicherlich keine Diskussion: Die enorme Kadenz (+/- monatlich ein Roman) erfordert Kompromisse. Einerseits beim Umfang, andererseits aber auch beim Plot und der Satzgestaltung. Eigentlich überall, bis auf die Figuren. Die sind weitgehend überzeugend, wenn auch nicht besonders tief ausgearbeitet. Am stärksten merkt man den zeitlichen Faktor bei der Satz- und Abschnittgestaltung. Da wird nahtlos und wenig übersichtlich gewechselt von der Erzählform („Er ging die morschen Stufen hoch.“) in Mutmassungen des Autors („Vermutlich wusste er selber nicht, was das bedeuten soll.“) und in Gedanken der Protagonisten („Ich hätte das schon früher machen sollen.“). Letztere sind dann aber – im Gegensatz zu meinem Beispiel – nicht in Anführungszeichen gesetzt. Nicht selten musste ich einen Absatz zurück springen, um zu verstehen, was jetzt gerade beschrieben wurde.

Ebenfalls gestört haben mich die doch ziemlich häufigen Fehler. Dabei handelt es sich nicht um typische Schreibfehler, die auf mangelhaftes Korrekturlesen zurück zu führen wären. Es sind mehr Fehler, wie sie entstehen, wenn ein Text eingescannt und automatische Texterkennung nicht 100 % funktioniert. Aus Sprache wird dann 5sprache. Aus Geltung wird Geitung und dergleichen. Das ist eigentlich schade, weil unnötig. Dafür müsste es nicht mal ein professioneller Korrektor gegenlesen, das findet auch jeder durchschnittliche Leser raus.

Nun, für Trivialliteratur hat Larry Lash jetzt einen ziemlich langen Blog-Beitrag gekriegt. 🙂 Ich bin etwas hin- und hergerissen. Einerseits fand ich „Die grosse Wende“ sprachlich und vom Aufbau der Geschichte nicht besonders anspruchsvoll. Andererseits bin ich halt schon eher der Mainstream-Typ, der auch mal seichte Unterhaltung geniesst, Hauptsache sie unterhält. Deshalb: Ich würde nicht ausschliessen, dass es noch der eine oder andere Lash auf meinen E-Book-Reader schafft.

Meine Wertung: 2.5 out of 5 stars

 

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05./07.01

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