Der Abgrund (David Baldacci)

Ein Eliteteam des FBI, das für Extremsituationen wie gewaltsame Geiselbefreiungen zum Einsatz kommt, gerät in einen Hinterhalt. Einzig Web London überlebt, weil er in den letzten Sekunden des Angriffs in Stocken gerät und eine Art Lähmung erlebt. Wäre er seinen Kameraden wie geplant gefolgt, wäre auch er tot. Web London kann das Riesenglück kaum fassen. Und bald merkt er, dass es eigentlich Pech war. Denn in den Augen vieler Kollegen und vor allem in den Augen der Ehefrauen der verstorbenen Kameraden, ist er so etwas wie ein Verräter. Nur weil er sein Team im Stich gelassen hat, lebt er noch, während alle anderen sterben mussten.

Web begibt sich in psychiatrische Therapie und versucht nebenbei auf eigene Rechnung Ungereimtheiten nachzugehen. Nach und nach füllen sich kleine Lücken und was London in Erfahrung bringen kann, will ihm immer weniger gefallen. Scheinbar hat alles mit einem nur teilweise geglückten Geiselrettungseinsatz vor Jahren zu tun, als eine Gruppe von paramilitärischen Extremisten eine Schule besetzten. Web London war dabei im Einsatz und hat die Aktion der Fanatiker gestoppt, allerdings konnte er Opfer nicht ganz verhindern.

Ernest B. Free, der Anführer der Fanatiker, ist kürzlich aus dem Gefängnis ausgebrochen. Darauf sind auf unerklärliche Weise Menschen ums Leben gekommen, die mit dessen Verhaftung damals zu tun hatten. Rächt sich Free nach und nach an allen, die irgendwie mit der Sache zu tun hatten?

Ziemlich typisch für Baldacci spielt eine Vielzahl von Personen eine grössere oder kleinere Rolle in der Geschichte. Und zwischendurch kann man durchaus mal ins Stocken geraten, weil man sich erst wieder klar werden muss, wer da schon wieder wer ist.

Zu Hauptfiguren entwickeln sich die Psychologin Daniels und Webs ehemaliger Team-Partner Paulie. Mit letzterem hat er zwar erst mächtig Ärger, weil Paulie nicht nachvollziehen kann, warum Web sich nicht mit dem Team bewegt hat. Später schliessen die beiden aber sowas wie Frieden und müssen sogar aufeinander aufpassen bei einem Auftrag. Gemeinsam sollen sie eine Pferderanch bzw. deren Bewohner beschützen. Und dass das offenbar auch wirklich nötig und sinnvoll ist, erfahren sie gleich bei ihrer Anreise, als nur durch Glück eine Bombe ausserhalb statt innerhalb ihres Fahrzeuges explodiert.

Die Ereignisse überschlagen sich rasch und zahlreiche Wendungen lassen einen immer wieder überraschen. Am Ende ist alles anders als es die gerade erst herbeigebrachte Wendung vermuten liess. Typisch Baldacci, typisch auch für dieses Genre. Manchmal aber auch etwas ärgerlich, weil halt schon hier und da Umstände geschildert werden, die auch mit viel Fantasie kaum für realistisch angenommen werden können.

Aber es gehört ja zum Recht eines Romanautors, sich die für seine Handlung nötige „Wahrheit“ selber zurecht zu legen. Wie viel Realitätsferne man noch akzeptieren will, entscheidet sowieso jeder Leser anders. Warum soll ein Thriller, der in der heutigen Zeit auf diesem Planeten spielt, realitätsnäher sein als ein Roman eines Sci-Fi-Autors?

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