Schlechte Formatierung (e-Book-Version) und eher alter Schreibstil mit langen Sätzen, dazu noch viele Namen, machen die ersten Seiten zum Geduldspiel. Der Rest des Buches liest sich einigermassen angenehm, wenn man davon absieht, dass die Geschichte sehr konstruiert wirkt.
Worum geht’s? Die Ehepaare Tremayne, Cardone, Tanner und Osterman sind befreundet und treffen sich jährlich. Ausser den Ostermans wohnen alle in Saddle Valley, letztere reisen für das Freundestreffen jeweils aus LA an. Daher auch der Titel „Osterman-Weekend“.
Doch dieses Jahr geschehen eine Woche vor dem Treffen seltsame Dinge. Tanner wird unter einem Vorwand zum CIA geholt, wo man ihm eröffnet, dass seine befreundeten Paare unter Verdacht stehen, einer kriminellen Organisation namens Omega anzugehören. Die CIA jagt das scheinbar mächtige Omega schon länger und will ihm ausgerechnet dieses Wochenende eine Falle stellen. Eine Falle, die nur funktioniert, wenn Tanner mitspielt.
Und nachdem man Tanner in alles eingeweiht hat, bleibt diesem gar keine Wahl, als mitzuspielen. Um ihn zu schützen, sind mehrere Agenten zu seiner Bewachung abgestellt. Doch diese Bewachung scheint Lücken zu haben. Und ab dem Zeitpunkt, wo seine Familie entführt und gleich darauf nur betäubt wiedergefunden wird, wird es irgendwie mühsam.
Mehrmals versagen die scheinbaren Profis des CIA. Unglaubwürdig. Mehrmals reagieren die verschiedenen Ehepaare auf äussere Einflüsse, unter anderem die subtilen Warnungen und Drohungen, die ihnen vom CIA anonym zugespielt werden, genau so, wie es die Geschichte braucht, aber überhaupt nicht so, wie es logisch wäre. Ein bewachender Agent wird ermordet, ohne dass so richtig ein Sinn darin erkennbar wird, geschweige denn eine Auflösung folgt. Der Hund von Tanners wird geköpft: Warum, wann, wie wird zwar aufgelöst, aber völlig nicht befriedigend. John Tanner wird beschossen, aber nicht getroffen. Von wem, warum und warum nicht getroffen? Keine Ahnung. Dann geraten die Ostermanns und Tanners gemeinsam im Keller unter Beschuss. Warum wird zwar gesagt, aber weshalb die Täter nicht einfach ins Haus eindringen und die im Keller eingeschlossenen sauber eliminieren, bleibt das Geheimnis des Autors.
Die Geschichte beinhaltet zahlreiche Wendungen, die aber irgendwie alle seltsam gebastelt erscheinen. Die Spannung bleibt zwar erhalten, aber am Ende sind für meinen Geschmack zu viele Fragen offen. Es gibt Erklärungen und Auflösungen, aber keine ist so richtig zufriedenstellend. Es scheint mir, als wäre die ganze Geschichte eher spontan geschrieben worden, ohne ein richtiges Konzept. Man sagt Ludlum ja nach, er hätte seine Geschichten von Hand geschrieben. Nach „Das Osterman-Wochenende“ neige ich dazu, das zu glauben. Denn eine handschriftlich geschriebene Geschichte passt man natürlich nachträglich nicht mehr hier und da an, um sie stimmiger zu machen.
Wüsste ich nicht, dass Ludlum gemeinhin als Top-Thriller-Autor gilt und später spannende Romane wie die Geschichte um Jason Bourne aus seiner Feder stammten, wäre jetzt der Zeitpunkt, mit Ludlum-Romanen aufzuhören.