Ich habe mich schon öfters gewundert, warum in (zum Glück) seltenen Fällen ein E-Book teurer ist als ein Taschenbuch des selben Romans. Vor gut einem Jahr habe ich das auch mal hier im Blog festgehalten und einfach mal auf gut Glück gefragt, ob mir das jemand erklären könne. Da hat sich niemand gemeldet, aber eine Erklärung habe ich mittlerweile trotzdem.
Aktuell ging es um den Roman „Der letzte Befehl“ von Lee Child. Auf Englisch ist der schon lange raus, die deutsche Übersetzung gibt’s seit Sommer 2017. Und die aktuelle Situation im Online-Shop von meinem bevorzugten e-Book-Lieferanten sieht wie folgt aus:
Wie man feststellt, ist das E-Book günstiger (nicht viel, aber immerhin) als die gebundene Ausgabe, jedoch deutlich teurer als das Taschenbuch. Sogar teurer als das Hörbuch, das vermutlich am aufwändigsten zu produzieren ist.
Mit dem Online-Händler habe ich vier Mal hin- und hergeschrieben, ohne dass auch nur eine halbwegs schlaue Antwort kam. Entweder kennen die die Gründe nicht oder haben die interne Weisung, den Kunden nach Möglichkeit für dumm zu verkaufen. Wenn Ersteres der Fall ist, dann wundere ich mich, dass man sich für solche Dinge nicht interessiert als Buchhändler. Wenn es Zweiteres ist, naja, dann behalte ich meine Meinung für mich.
Nachdem also vom Händler nur Pseudo-Erklärungen kamen, die keinen Sinn ergaben, habe ich mich direkt an den Verlag gewandt. Und siehe da …
Ich hatte natürlich meinen Verdacht. Ich stellte mir vor, dass es entweder irgendeinen Zusammenhang hat mit der Erhebung der Verkaufszahlen für Bestsellerlisten oder dergleichen. Oder aber dass man den E-Book-Leser einfach schröpfen will. Doch anscheinend sind das nicht die wahren Gründe – so sagte mir man zumindest.
Viel mehr hängt das damit zusammen, dass im vorliegenden Fall das Taschenbuch noch gar nicht erschienen ist. Das Buch steht also derzeit nur als (teure) gebundene Ausgabe zur Verfügung. Oder halt eben als E-Book. Dass Taschenbuch (günstig) und gebundene Ausgabe (teuer) nicht gleichzeitig erscheinen, ist klar, oder? Wer den Roman unbedingt lesen will, soll frühzeitig die Möglichkeit haben, dafür aber tiefer in die Tasche greifen. Wer nicht warten will, muss die teure Ausgabe kaufen. Das gibt netten Umsatz. Wer – wie ich – einen Roman grundsätzlich kauft, weil er ihn einmal lesen will, und nicht, um damit Regale zu füllen, der greift natürlich lieber zum günstigen Taschenbuch. Das ist viel günstiger, erscheint aber halt später. So geht’s irgendwie halt doch darum, die Leserschaft zu schröpfen.
Schön finde ich, dass das E-Book – obschon ja eher mit Taschenbuch als Hardcover zu vergleichen – auch ohne Verzögerung verfügbar ist. Nur aber, und jetzt kommen wir zum Thema zurück, orientiert sich der E-Book-Preis am Hardcover, so lange kein Taschenbuch verfügbar ist. So ist das E-Book sofort nach Erscheinen zwar günstiger als das Hardcover, aber eben trotzdem eher teuer. Wenn dann das preiswerte Taschenbuch (in diesem Fall ein Jahr später) erscheint, wird auch der E-Book-Preis sich wieder am Taschenbuch orientieren und deutlich fallen.
Diese Frage wäre also geklärt. Man kann sich nun natürlich dran stören, dass ein E-Book ja immer gleich teuer in der Herstellung ist, ob nun heute oder später mit Erscheinen des Taschenbuchs. Aber offenbar will man das Preisgefälle dann noch nicht zu gross werden lassen. Warum? Das ist dann wieder ein anderes Thema.
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