„Böses Geheimnis“ kommt aus der Feder von Barbara und Christian Schiller, die unter dem Namen B.C. Schiller schon etliche E-Book-Bestseller lieferten. Sie gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Selfpublishing-Autoren und haben sich ganz dem Genre Thriller verschrieben.
Der vorliegende Roman bildet (vermutlich) den Auftakt zu einer neuen Reihe mit dem Ermittler Levi Kant und (ebenfalls vermutlich) Olivia Hofmann. Letztere ist Psychiaterin, setzt sich durch Aussagen eines ihrer Patienten mit einem alten, ungelösten Mordfall auseinander und lernt so Levi Kant kennen. Der wiederum war damals beim besagten Mord von der 14jährigen Lisa Manz der leitende Ermittler. Der Fall konnte nie gelöst werden und gilt seither als sogenannter „Cold Case“, ein kalter Fall. Kant ist in der Zwischenzeit nicht mehr im aktiven Polizeidienst. Seit einer Schussverletzung, die er knapp überlebte, ist er als Polizeiausbildner tätig.
Der Patient, der Olivia durch die seltsame Äusserung, Lisa sei zurück gekommen, und ein geheimnisvolles Foto auf den ‚cold case‘ aufmerksam macht, stirbt kurz darauf. Die Polizei tippt auf Selbstmord, Olivia ist überzeugt, dass es ein Mord war. Sie gewinnt das Vertrauen (oder zumindest die Neugier) von Levi Kant. Gemeinsam ermitteln die beiden in inoffizieller Mission. Dabei geraten sie immer tiefer in psychische Abgründe.
Die Autoren bringen gleich mehrere Ebenen psychischer Krankheit auf die Bühne ihres Romans. Das Mädchen, das sich nach Liebe sehnt, aber nur Ablehnung bekommt. Der Vater, der tyrannisiert, um die absolute Kontrolle zu behalten. Die Mutter, die in ihrer Tochter vor allem Konkurrenz und den Grund sieht, dass sie sich nicht ihrer Karriere widmen kann. Dann ein Psychiater, der pädophile Neigungen nicht unterdrücken kann. Und schliesslich noch die zwar nicht kranke, aber doch psychisch leidende Olivia Hofmann, deren Mann und Tochter vor fünf Jahren wie vom Erdboden verschluckt wurden und seither jeweils zum Jahrestag eine geheimnisvolle Karte bekommt.
Die vielen kranken Charakteren (im wahrsten Sinne des Wortes) dieses Buches lassen dem Leser lange Zeit verschiedene Optionen offen. Man kann fleissig spekulieren, wer der Mörder sein könnte, wer sich verdächtig macht und was wirklich geschah im Mordfall Lisa Manz. Etliche Informationen werden der Leserschaft aber selbstverständlich erst nach und nach – viele sogar erst ganz am Ende – aufgetischt, so dass die Spannung und genügend Raum für Wendungen bleiben.
Wie Äusserungen des Autorenteams vermuten lassen, wird es mindestens einen zweiten Roman um Levi Kant geben. Das wird wohl auch jeder Leser dringend wünschen, denn das Geheimnis um den verschwundenen Vater und die nicht mehr gesehene Tochter von Olivia scheint zu Beginn zwar das Hauptthema zu werden, hat tatsächlich aber eigentlich nichts mit dem vorliegenden Buch zu tun. Diesen Punkt möchten wir dann schon gerne noch geklärt haben, liebe Schillers.
Ganz klar: Die Geschichte ist immer spannend, da kommt nie Langeweile auf. Man wundert sich zwar da oder dort, dass Dinge vor fünf Jahren (da war der Mordfall) so geschehen sind, wie sie eben geschildert werden. Aber das schadet dem Gesamteindruck nur unwesentlich. Auch zwei, drei Punkte, die nicht wirklich logisch erscheinen, tun dem Lesespass nur kurzzeitig Abbruch: Oliva, die am Telefon mit ihrem Vater einen Krach hört, in der Schilderung der gleichen Szene aus anderer Sicht aber alles anders abläuft. Oder Kunsthändler, die bei einem besonderen Schmuckstück nicht mehr wissen, woher sie es kennen oder erhalten haben? Auch die Dialoge sind hier und da hölzern. Selbstgespräche dazu verwenden, um dem Leser Informationen zu übermitteln, halte ich nicht für den optimalen Stil.
Die Figuren, die in den Hauptrollen erscheinen, werden gut eingeführt und man erfährt so einiges über Kant und Hofmann. Die Personen aber, die für die Tat hauptsächlich verantwortlich sind (ich will da nicht zu viel verraten), werden meines Erachtens etwas platt dargestellt. Wenn es was zu meckern gibt, dann das, dass man diese Figuren etwas greifbarer hätte machen können. Insbesondere der Charakter und die „Probleme“ des eigentlichen Mörders waren mir zu schwach und unglaubwürdig. Aber ich will damit keineswegs den Roman an sich schwächen. Der ist echt gut und spannend. Wie er ja auch sein soll. Viel hat da nicht mehr zur vollen Punktzahl gefehlt.
Von B.C. Schiller werden definitiv weitere Bücher auf meinem Reader landen. Bald. Sehr bald.
Meine Wertung:
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15./18.01.18