Blinde Rache (Leo Born)

Blinde Rache„Blinde Rache“ von Leo Born spielt in Frankfurt. Es geschehen mehrere grausame Morde, bei denen die Opfer offensichtlich vorgängig gefoltert wurden. Die ersten Opfer kommen alle aus dem Milieu des organisierten Verbrechens. Darüber hinaus ist aber keine Gemeinsamkeit ersichtlich – ausser dass der Täter brutal vorging.

Die Hauptfigur in Leo Borns Roman, Mara Billinsky, ist neu bei der Frankfurter Polizei und wird mit der Klärung des ersten Mordes betraut. Aber ihr Vorgesetzter, der Mara von früher kennt, mag sie überhaupt nicht, ihre Kollegen genauso wenig. Und sie lassen sie das auch spüren. So konsequent, dass man sich als Leser wundert, warum der Autor die Frankfurter Mordkommission so schlecht hinstellt. Klar, die Mara ist offensichtlich ein seltsamer Vogel (und wird hinter ihrem Rücken auch Krähe genannt); läuft in schwarzen Klamotten rum, ist gepierct, eigenwillig und … merkwürdig hat.

Es braucht schon etwas Goodwill der Leserschaft, dass man die Freiheit des Autors akzeptiert, so eine Person überhaupt im Polizeidienst zuzulassen. Dass aber irgendwo bei einer westlichen Polizei ein derart starkes Mobbing einer solchen Aussenseiterin betrieben wird, mag man nun wirklich nicht glauben.

Aber es braucht die Beurlaubung von Mara Billinsky, den Befehl, sich aus den Ermittlungen rauszuhalten. Denn jetzt erst kann sie zur Heldin werden, als die sie der Autor beim Schreiben vor sich sah. Sie sieht Zusammenhänge, wo andere (namentlich ihr Vorgesetzter) nicht sieht, und ermittelt entgegen anderslautender Befehle auf eigene Faust weiter. Das ist durchaus spannend. Auch wenn man sich als Leser wundert, wie dämlich ihr Vorgesetzter Klimmt offenbar ist.

Der krimigewohnte Leser ahnt natürlich bald, worum es bei den Morden geht. Insbesondere wenn Born das eine oder andere Detail schildert. Dass Mara so spät darauf kommt, verwundert. Dass aber Klimmt selbst nach dem dritten Mord noch im Dunkeln tappt lässt definitiv an dessen Daseinsberechtigung in polizeilichen Diensten zweifeln. Das geht schon fast unter aktive Verdrängung von Indizien, was der betreibt.

Diese brutalen Morde und die damit zusammen hängenden Ermittlungen sind der Hauptbestandteil von Leo Borns Geschichte. Aber dieser Hauptteil wird flankiert von zwei Nebengeschichten; der von Raphael, einem Jungen auf kriminellen Abwegen und dem von Carlos Borke, einem Kleinkriminellen, der sich überschätzt hat und zwischen die Fronten gerät. Dann, sozusagen als Mini-Geschichte, darf der Leser noch etwas von der doch ziemlich gestörten Beziehungen von Mara zu ihrem Erzeuger.

Genau diese Geschichten links und rechts vom eigentlichen Plot sind in meinen Augen der Wermutstropfen von „Blinde Rache“. Sie wirken auf mich einfach zu stark … gebastelt. Dieser Raphael Makiadi ist irgendwie gar nicht wirklich nötig, ausser um Mara an ihre eigene Kindheit zu erinnern und einen wichtigen Hinweis zu liefern. Auch der Sozialarbeiter Hanno … ich weiss nicht, es wäre auch gut ohne ihn gegangen. Es hätten ein paar Rückblenden in Maras Vergangenheit gefehlt. Aber so richtig nötig und hilfreich sind die auch nicht.

Carlos Borke wurde noch am überzeugendsten eingebaut, obschon auch da kaum überzeugende Teile in die Geschichte geschmuggelt wurden. Einerseits kaum vorstellbar, dass die kalte Mara sich plötzlich spontan von einem Kleinkriminellen vernaschen lässt. Und ebenso wenig vorstellbar, dass Billinsky einen Deal, bei dem es um drei Tonnen (!!) Heroin geht, aufdeckt, danach aber wieder genau die Aussenseiterin bleibt und gemobbt wird. Mal davon abgesehen, dass bislang die grössten tatsächlichen Heroinfunde knapp über dreihundert Kilo betrugen.

Aber, und das darf man mit gutem Gewissen behaupten: „Blinde Rache“ ist spannend. Und die Geschichte ist gut geschrieben, der Schreibstil gefällt und ist flüssig. Für mich ist klar, dass auch der zweite Teil (Lautlose Schreie), der ab April erhältlich sein soll, auf meinem Reader landen wird. Irgendwann.

Meine Wertung: 3.5 out of 5 stars

 

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19./28.02

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