Aktenzeichen Tod (René Junge)

Aktenzeichen TodDer Neo-Nazi Viktor Brack hat über viele Jahre ein Netzwerk von Gleichgesinnten aufgebaut und einen teuflischen Plan vorbereitet. In eigens umgebauten Transportern sollen Obdachlose vergast werden, nachdem sie vorher mit dem Versprechen auf medizinische Versorgung aufgesammelt wurden. Der Testlauf in Hamburg funktioniert wie von Brack geplant und bald sollen in mehreren deutschen Städten gleiche Aktionen Hunderte von Obdachlose „entsorgen“.

Doch Sophie Palmer vom Hilfswerk Hilfs-Bus e.V. macht sich Sorgen um zwei ihrer verschwundenen Klienten und stellt Nachforschungen an. Hilfe bekommt sie dabei vom Afghanistan-Veteranen Simon Stark, der nach einer gescheiterten Militär-Existenz als obdachloser Alkoholiker unter der Brücke lebt. Doch Stark muss an mehreren Fronten kämpfen: Einerseits bekämpft er wenig erfolgreich seine Alkoholsucht, zum Anderen muss er immer wieder über seine Erinnerungen an einen schrecklich schiefgelaufenen Afghanistan-Einsatz siegen. Und, als wäre das nicht genug, hat es das professionell agierende Killerkommando von Viktor Brack bald auf ihn persönlich abgesehen. Wie da überhaupt auch nur ein Ansatz von sinngebender Ermittlung oder gar die Verhinderung von Bracks Plan möglich sein soll, ist lange ein Rätsel.

Bei Thrillern mit komplex konstruierten Taten, Tätern und Motiven frage ich mich sowieso immer wieder: Wie, um Himmels Willen, sollen die Guten diesen Tätern jemals auf die Spur kommen? René Junge löst dies in „Aktenzeichen Tod“ sowohl elegant, wie zugleich plump. Mit Hilfe einer Senior-Hackerin wird das Meiste herausgefunden, nachdem der zufällig zur Gruppe gestossene Student Frieder nette Vorarbeit geleistet und die richtige Richtung eingeschlagen hat. Bei einigen Punkten war die Hackerarbeit noch einigermassen nachvollziehbar (was nicht unbedingt realistisch bedeutet). Wenn Miss „Dawn Widow“, so der Künstlername der Hackerin, dann aber innert Minuten die wahre Identität des Täters entlarvt, ohne dass dem Leser auch nur im Ansatz erklärt wird, wie das gelaufen sein soll, dann ist das schon starker Tobak. Dass sie kurz darauf seinen Wohnsitz ausfindig machen, die Alarmanlage ausschalten und sich in die Überwachungskameras einloggen kann, setzt dem ganzen noch das Unglaubwürdigkeitskrönchen auf, ist aber für den finalen Verlauf der Geschichte halt von Bedeutung.

René Junge ist ein Amazon-Selfpublisher und seine Simon Stark-Reihe ist mit ein Grund, warum ich mir im Dezember 2017 einen Kindle kaufte. Amazon sollte Herrn Junge also Danke sagen. Selfpublishing-Autoren sind für den Leser natürlich ein kleines Risiko. Denn ein Buch im Eigenverlag bei Amazon zu veröffentlichen, ist keine Hexerei und lässt natürlich erstmal überhaupt keine Schlüsse über die Qualität des Inhalts zu. Erfreulicherweise gibt es aber gerade bei den Selfpublishern immer wieder Aktionen, während denen man einzelne Bücher für 99 Cents oder gar kostenlos „kaufen“ kann. Wenn ich einen Euro für etwas zahle, das sich im Nachhinein als Schrott entpuppt, ist das nicht wirklich tragisch.

In diesem Fall hätte ich mich aber auch nicht aufgeregt, wenn das Buch fünf oder mehr Euro gekostet hätte. Denn es ist definitiv mehr als einen Euro Wert. Klar, es gibt einiges, das mich nicht überzeugt, wie die oben erwähnte Hacker-Sache oder auch die Art, wie sich Sophie, die Psychologin Martina und Frieder vom Normalbürger zum mutigen Kämpfer entwickelt haben. Auch die mehrfachen Nahtod-Ereignisse bei Simon Stark, seine rasche Erholung aus der unterkühlten Bewusstlosigkeit, seine Flucht vor der Polizei oder sein Glück, dass ihn Brack nicht bei erstbester Gelegenheit eine Kugel in den Kopf jagt. Aber Geschichten wie „Aktenzeichen Tod“ sollen in erster Linie unterhalten, und das tut die Geschichte einwandfrei.

Ich bin dann also gespannt auf die weiteren Episoden mit Simon Stark, dessen Reihe ja mittlerweile schon bei Band 8 angelangt ist. Hier gibt’s sicher bald mehr dazu. Jetzt aber erst Mal nächste Woche was ganz anderes …

Meine Wertung: 3.5 out of 5 stars

 

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29/30.12.

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