Abschaum (Marcus Hünnebeck)

Dies ist der zweite Band in der Reihe um den Leibwächter Stefan Trapp. Es empfiehlt sich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Die Serie startet mit „Im Auge des Mörders„.

Ich staune gerade. Ohne wesentliche Teile bzw. Wendungen zu verraten, ist es fast nicht möglich, diesen Roman vorzustellen. Natürlich, den Klappentext kann man getrost mitteilen. Doch mit den darin geschilderten Ereignissen beginnt erst ein Feuerwerk von teils erwarteten, teils aber auch völlig unerwarteten Wendungen. Für eine Lektion in Literatur, bei der es um das Einbinden von Wendungen geht, könnte „Abschaum“ geradezu als Musterbeispiel herhalten.

Die Hauptpersonen sind natürlich Stefan Trapp, der aber erst verspätet auf der Bildfläche erscheint, seine Freundin, Eva Haller, und die Polizeikommissarin Andrea Braunsteig. Geschickt und extrem abwechslungsreich berichtet Hünnebeck aus verschiedenen Blickwinkeln Erlebnisse, die manchmal scheinbar offensichtlich verlaufen, um dann teils doch wieder völlig harmos enden.

Wie schon im Trapp-Vorgänger nutzt der Autor dabei aus, dass er durch seine Schreibart natürlich steuern kann, was der Leser überhaupt erfährt, wann er es erfährt und ob es später noch bedeutsam ist. So viel sei verraten: Man lernt eine Menge Personen kennen. Und viele davon sind ein bisschen oder komplett anders, als man sie vorerst wahrnehmen darf.

Wirklich, wirklich äusserst unterhaltsam und schlafraubend, weil man das Buch kaum mehr wegzulegen wagt vor lauter Spannung, wie sich der eben begonnene Handlungsstrang entwickelt. Einziger Wermutstropfen: Manchmal geht’s doch etwas gar schnell. An etlichen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass Hünnebeck doch noch etwas detaillierter geschrieben hätte. Die Geschichte hätte das auch ertragen, ohne langatmig oder gar langweilig zu werden.

Weil eine Beschreibung der Geschichte fast nicht möglich ist, ohne wesentliche Punkte zu verraten, sei hier gewarnt: Wer das Buch noch lesen will, sollte hier stoppen. Wer weiter liest, nimmt in Kauf, dass Dinge verraten werden, die erheblich an der Spannung kratzen könnten.

Die Geschichte beginnt damit, dass Christoph Engelhart zum Star wider Willen wird, weil er einem Geiselnehmer ins Handwerk pfuscht und damit einen ruhmreichen Schauspieler und zwei Dutzend weitere Gäste rettet.

Weil hinter der Geiselnahme, hinter der vorerst die Tat eines Einzelnen angenommen wurde, offenbar eine ganze Gruppe steckt, und die nun Engelhart droht, engagiert der den Leibwächter Stefan Trapp. Im Rahmen einer Talkshow, zu der Trapp seinen Klienten begleitet, kommt es erneut zu einer Geiselnahme, bei der die Täter ein Geständnis vom Schauspieler Hubert Scherer erzwingen wollen, er hätte in der Vergangenheit Kinder missbraucht. Einige der anwesenden Täter sollen ehemalige Opfer sein.

Die live geplante Exekution kann knapp verhindert werden, doch die Gruppe hat einen Plan B. Und in der spielt Trapp plötzlich und natürlich völlig widerwillig eine entscheidende Rolle. Man hat seine Freundin entführt und will sie umbringen, wenn er nicht Scherer liquidiert.

Krasse Geschichte, die doch einigermassen glaubwürdig gestrickt wird und, wie bereits gesagt, gerne da und dort etwas stärker ausgeschmückt hätte werden sollen. Aber davon abgesehen: Absolut lesenswert.

Meine Wertung: 4.5 out of 5 stars

 

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